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-- IN PLANUNG --
Der Veranstalter 'Berliner Festspiele' bemüht sich weiter darum, im Austausch mit den zuständigen Stellen die behördliche Genehmigung für die Ausstellungsinstallationen im Stadtzentrum zu erhalten. (21.09.2018)

DAU Freiheit – Senat begründet Absage für 2018 mit Zeitnot
Mit der Übernahme der Veranstalterrolle für DAU Freiheit im Juni 2018 stand für die Berliner Festspiele zunächst die Suche nach einem geeigneten Areal für das Kunstprojekt im Vordergrund. Mehrere Areale wurden bereits im Vorfeld detailliert geprüft, bis schließlich die Entscheidung fiel, das Projekt rund um das Kronprinzenpalais als zentraler Spielstätte anzusiedeln – jenem Ort, an dem 1990 der Einigungsvertrag zwischen BRD und DDR unterschrieben wurde. Zudem stellte sich das Areal nach ersten Gesprächen mit Anwohner*innen und den verschiedensten Institutionen, aber auch Baustellenbetreibern vor Ort als gut geeignet dar, da es hinsichtlich der Verkehrsführung nur zu wenigen Einschränkungen gekommen wäre.

Am 5. Juli wurde die Beantragung einer Erlaubnis nach § 29 Abs. 2 der Straßenverkehrsordnung gestellt. Der Gesamtantrag wurde, nach einem Vorgespräch mit allen beteiligten Ämtern und Behörden am 2. August, fristgerecht am 13. August gestellt, weitere Unterlagen wurden zum 11. bzw. 14. September in enger Absprache mit allen beteiligten Ämtern und Behörden eingereicht. Zum Zeitpunkt der Antragsstellung bestand für das Projekt DAU eine in allen Vorgesprächen zum Ausdruck gebrachte positive Perspektive auf Genehmigung.

Nach den im Zeitraum vom 21. bis 27. September mehrfach wiederholten behördlichen Äußerungen, dass eine Genehmigung des Projektes DAU Freiheit in der angestrebten Form für 2018 aufgrund der gegebenen Zeitnot nicht erteilt werden kann, und der Klarstellung von Verkehrssenatorin Regine Günther in der "Aktuellen Stunde" des Berliner Abgeordnetenhauses am 27. September, die die Einschätzung, dass die Bearbeitungszeit für den Antrag zu knapp ist, noch einmal bekräftigt hat, gehen die Berliner Festspiele und die Produzenten des Projekts DAU Freiheit nun davon aus, dass die geplante Realisierung 2018 nicht mehr möglich ist.

Die Berliner Festspiele haben die Vorbereitung von DAU Freiheit im Rahmen ihrer regulären institutionellen Ressourcen geleistet; alle mit der Planung des Projektes entstanden Kosten werden vom Projekt DAU übernommen.

Für eine Wiederaufnahme des Projekts DAU Freiheit in Berlin stehen die Berliner Festspiele als Veranstalter zur Verfügung. Ein für alle Beteiligten machbares Zeitfenster, das den für das Genehmigungsverfahren notwendigen zeitlichen Vorlauf berücksichtigt, muss allerdings erst noch definiert werden.

Es sind fruchtbare Kontakte zu den Betreibern des Kronprinzenpalais entstanden, dem Schinkel Pavillon und Nina Pohl, der Barenboim-Said Akademie, der Staatsoper Unter den Linden und vielen Mieter*innen, die uns spontan ihre Unterstützung und Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt haben.

Wir danken allen Unterstützer*innen dieses Wegstücks von DAU.

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Orte:
Rund um die Präsentation von DAU im Kronprinzenpalais Unter den Linden,
Installation des Erlebnisraums, der das Areal zwischen Bebelplatz und Kommandantur umfasst

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Ilya Khrzhanowsky. DAU Freiheit
12.10.2018 - 09.11.2018

DAU Freiheit
Eine Installation von Ilya Khrzhanovsky

DAU ist: Eine Weltpremiere in drei Städten, verbunden mit einer vierwöchigen einzigartigen Stadtinstallation in Berlins Mitte. Ein gesellschaftliches Experiment, das die Wahrnehmung Berlins verändern wird. Mitten im derzeit von diversen Bauprojekten geprägten Zentrum der Stadt wird durch die temporäre Errichtung einer Mauer eine Zone markiert, die für vier Wochen zu einem besonderen Erlebnisraum wird und gleichzeitig historische Echoräume öffnet, die 29 Jahre nach dem Mauerfall die Chance bieten, eine politisch-gesellschaftliche Debatte über Freiheit und Totalitarismus, Überwachung, Zusammenleben und nationale Identität zu eröffnen.

Die Berliner Festspiele sind Veranstalter des Kunstprojekts DAU, das als ein vier Wochen währendes Gastspiel im Zeitraum zwischen dem 12. Oktober und dem 9. November in Berlins Mitte stattfinden soll. Produziert wird das Kunstprojekt von Phenomen Film, die gemeinsam mit den Berliner Festspielen für das Gastspiel und die damit verbundene Abgrenzung des Areals durch die temporär wiedererrichtete Berliner Mauer die notwendigen Gespräche und Vereinbarungen mit Einwohner*innen und den vor Ort befindlichen Institutionen durchführen.

Dieser Prozess ist derzeit in vollem Gange und schafft, ebenso wie die Bearbeitungsverfahren der Berliner Ämter, die Voraussetzung für eine einmalige Durchdringung von städtischem Leben, europäischer Geschichte und künstlerischer Fiktion.

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DAU Freiheit – Ein Berliner Kunstprojekt

Berlin wird am 12. Oktober 2018 den Welturaufführungs-Parcours von DAU eröffnen. Veranstalter sind die Berliner Festspiele. Rund um die Präsentation von DAU im Kronprinzenpalais Unter den Linden wird ein besonderer Erlebnisraum installiert, der das Areal zwischen Bebelplatz und Kommandantur umfassen wird. Die vierwöchige Berliner Präsentation steht unter dem Motto „Freiheit“, ab 23. November 2018 folgt in Paris „Brüderlichkeit“, Anfang 2019 in London „Gleichheit“.

Die Idee ist, in Berlin-Mitte ein Areal zu definieren, das temporär zu einer abgeschlossenen eigenen Stadt in der Stadt wird, ähnlich dem „Institut“, das Ilya Khrzhanovsky für die Dreharbeiten in Charkiw errichtete. Dazu wird das bespielte Areal durch eine temporär installierte Mauer umgrenzt – sie ist eine baugleiche Rekonstruktion der originalen Berliner Mauer. Innerhalb des von ihr eingefassten Areals entsteht ein Ort, der die fiktive Welt des Projekts mit der konkreten Situation des Quartiers verbindet und einen narrativen Raum in der Größe eines Stadtviertels errichtet.

Berlin war eine von der Mauer durchschnittene Stadt – nirgends sonst hat der Konflikt der Nachkriegsimperien so unmittelbar in die Lebenswirklichkeit einer Stadtbevölkerung eingegriffen wie hier: Mauerstreifen, Blockade, Fluchtopfer, Tunnel und Wachtürme – tief hat sich die Zeit der Teilung in die Erinnerung der Berliner*innen eingeprägt. „Freiheit“ war in Berlin nie nur ein Wort, sondern immer ein fragiler, zu verteidigender, herbeigesehnter und erkämpfter Zustand. Es ist naheliegend und von großer Symbolkraft, dass das DAU-Projekt den Auftakt seines Weltpremieren-Parcours in Berlin plant.

Die Räume

Bespielt werden soll das Gelände von der Kommandantur (Bertelsmann Repräsentanz) bis zur Staatsoper, d.h. von der Straße Unter den Linden bis zur Französischen/Werderschen Straße und vom Spreekanal bis zum Bebelplatz, über dessen Tiefgarage das Areal erschlossen wird. In diesem Bereich wird die DAU Welt ins Reale erweitert, ohne jedoch die Alltagsaktivitäten der Anrainerinnen und Institutionen einzuschränken. Der Besucherinnen- und Mitarbeiter*innenverkehr der Institutionen kann durch spezielle Tore ungehindert stattfinden, genauso alle Formen von Lieferungen und Diensten. Das Leben im Areal geht ganz normal seinen Gang – Geschäfte und Restaurants haben geöffnet, Menschen gehen zur Arbeit, etc. Elemente der Ausstattung (Gestaltung der Straßen, Lampen, Beschilderung usw.) verweisen auf eine zweite Ebene, wobei es nicht darum gehen wird, eine visuelle Referenz zur Sowjetunion und/oder DDR herzustellen. Angestrebt ist die Impression einer Reise in ein fremdes Land.

Die Räumlichkeiten des Kronprinzenpalais sind die Hauptspielstätte. Hier finden die Screenings des Filmmaterials statt, und die Fassade des Kronprinzenpalais wird mit einer Lichtinstallation bespielt werden, die das Geschehen im Inneren im Live-Stream abbilden. Um jedoch für die Besucherinnen das Gefühl entstehen zu lassen, in ein Paralleluniversum einzutreten, spielen die von der Mauer umschlossenen Nachbargebäude und Außenspielflächen eine große Rolle. In das Veranstaltungsprogramm einbezogen werden sollen der Schinkel Pavillon, die Bauakademie, Räumlichkeiten der Barenboim-Said-Akademie mit dem Pierre Boulez Saal, das Q-Parkhaus unter dem Bebelplatz sowie die diversen Freiflächen zwischen den Gebäuden. Mit den Nutzerinnen u./o. Eigentümerinnen der jeweiligen Gebäude finden dazu derzeit intensive Gespräche statt. Besucherinnen der Staatsoper, des Pierre Boulez Saals, der Bertelsmann-Repräsentanz und des Palais-Populaire der Deutschen Bank erhalten Zugang durch Extra-Eingänge und kommen nicht in Kontakt mit den DAU-Aktivitäten im Areal.

Im gesamten von der Mauer umschlossenen Bereich wird eine Fußgängerzone eingerichtet, die einzig den für die Anwohnerinnen und Institutionen nötigen Autoverkehr zulässt. Die Tore in der Mauer sind rund um die Uhr besetzt und fungieren als Zugänge für die Anwohnerinnen, Lieferverkehr sowie Notausgänge, um das Areal im Notfall zu evakuieren. Über Beleuchtungstürme wird die Mauer von innen illuminiert, über Aussichts-Plattformen kann man über die Mauer in den Außenbereich schauen.

Im öffentlichen Raum wird ein Shakespeare Theatre hinter dem Schinkel Pavillon platziert, in dem montags bis sonntags Lesungen, Konzerte, Performances stattfinden. An verschiedenen Stellen des Areals werden „Kabinki“ aufgebaut, kleine Einzel- oder Zweierboxen, in denen Gespräche nach und zu den Filmen und den Erfahrungen im Areal geführt werden. An drei Café-Bereichen gibt es Verpflegungsmöglichkeiten und auch technische Hilfe für alle möglichen Fragen (Help Desk). Zusätzlich sollen mobile Caféeinheiten und Food Trucks im Einsatz sein. Toiletten stehen im Kronprinzenpalais und in der Bauakademie zur Verfügung und werden ansonsten strategisch im Gelände platziert.